Missverständnisse in Paarbeziehungen

Viele Probleme in Beziehungen entstehen, weil wir nicht deutlich genug miteinander kommunizieren. Wenn wir einander nicht erzählen, was wir wollen und brauchen und wie wir die Handlungen und Aussagen von dem Partner verstehen, enden wir leicht in Annahmen übereinander. Wir geben den Handlungen unseres Partners unsere eigene Bedeutungen und reagieren darauf.

 

Engländerinnen und Amerikaner

Ein Beispiel davon, wie unsere eigenen Bedeutungen und unsere Reaktion auf diese zu schwerwiegenden Missverständnissen führen können, erzählt die folgende Geschichte:

 

„Unter den während des Krieges in England stationierten amerikanischen Soldaten war die Ansicht weit verbreitet, die englischen Frauen seien sexuell überaus leicht zugänglich. Merkwürdigerweise behaupteten die Frauen ihrerseits, die amerikanischen Soldaten seien übertrieben stürmisch. Bei einer Untersuchung zu diesem Thema stellte sich heraus, dass das Paarungsverhalten ungefähr 30 Stufen durchläuft, vom Kennenlernen der Partner bis zum Geschlechtsverkehr. Allerdings wurde klar, dass die Reihenfolge dieser Verhaltensformen in den beiden Kulturbereichen verschieden ist. Während z.B. das Küssen in Amerika relativ früh, schon auf Stufe 5, kommt, tritt es im Paarungsverhalten der Engländer relativ spät auf, etwa auf Stufe 25.

 

Praktisch bedeutet dies, dass eine Engländerin, die von einem Amerikaner geküsst wurde, … zu entscheiden hatte, ob sie die Beziehung an diesem Punkt abbrechen oder sich dem Partner sexuell hingeben sollte. Entschied sie sich für die letztere Alternative, so fand sich der Amerikaner einem Verhalten gegenüber, dass für ihn durchaus nicht in dieses Frühstadium der Beziehung passte und nur als schamlos zu bezeichnen war….“ (Watzlawick et al 1969) 

 

Kommunikation klärt Missverständnisse

Weil wir alle Individuen sind, die unterschiedliche Bedeutungen zu dem Verhalten des Anderen zuschreiben, entstehen in der Partnerschaft stets Missverständnisse. Meistens ist also nicht das Verhalten (in diesem Fall das Küssen) das Problem, sondern meine Bedeutung („er ist stürmerisch“ oder „sie ist leicht zugänglich“) davon. Deswegen müssen wir kommunizieren, meistens viel mehr als wir es normalerweise tun.

 

Hätten die Engländerinnen in dem Beispiel z.B. ihre Überraschung über den Kuss ausgedrückt: „Hoppla, das geht mir jetzt ein bisschen schnell!“, hätten die Amerikaner die Möglichkeit gehabt, zu erklären, dass für sie ein „kiss is just a kiss“. Wenn beide Partner neugierig und sich dessen bewusst sind, dass wir alle unsere individuelle, auch zum Teil kulturell bedingte Bedeutungen vom Verhalten des Anderen haben, können einige Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden.

 

Paartherapie für eine bessere Kommunikation

In der Paartherapie wird viel an der Kommunikation zwischen den Partnern gearbeitet. So können viele Missverständnisse geklärt werden. Wir lernen einander auf einer anderen Art und Weise kennen. Wir lernen es, ehrlich zu kommunizieren, einander zuzuhören und die Bedeutungen sowie Bedürfnisse vom Anderen wie auch von sich selbst zu verstehen.